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  09.11.1997, 09:32 Uhr

Kerzen als „Zeitzünder“ benutzt

Die Türen und Fenster zur Straßenseite waren verbarrikadiert, die Betten mit Benzin übergossen und Kerzen waren als Zeitzünder verwendet worden. Das sagte am Freitag der Techniker der Berufsfeuerwehr vor Gericht bei dem Verfahren gegen Anna und Helmuth Angerer aus. Die beiden müssen sich wegen Brandstiftung im Hotel “Post„ in Gomagoi vor Gericht verantworten.In der Nacht auf den Neujahrstag 1996 brannte in Gomagoi ein Teil des Hotels “Post„ ab. Die Ermittlungen der Berufsfeuerwehr ergaben bald, daß es sich eindeutig um Brandstiftung gehandelt haben muß, wie Christian Auer, Techniker der Bozner Berufsfeuerwehr, gestern vor dem Bozner Landesgericht bestätigte.

Die Betten im Dachgeschoß des Hotels seien mit großen Mengen Benzin übergossen worden. Türen und Fenster seien zugenagelt und mit Matratzen abgedichtet worden. Als “Zeitzünder„ hätten die Brandstifter Kerzen benutzt, so der Techniker. Im darunterliegenden Stockwerk, das von einem Holzboden vom Dachgeschoß getrennt war, sei nach derselben Methode vorgegangen worden: Nur seien die Kerzen hier ausgegangen, bevor sie den Stock in Brand setzen konnten. Dies deshalb, so Auer, weil das Feuer im darüberliegenden Stockwerk den Kerzen den Sauerstoff entzogen hatte.

Schon bald nach den ersten Untersuchungsergebnissen hatte Staatsanwalt Cuno Tarfusser Anklage gegen die Besitzer des Hotels erhoben: Wegen Brandstiftung und versuchten Versicherungsbetrugs. Denn wie sich herausstellte, war das Hotel gegen Brandschäden versichert. Und wie der Versicherungsmakler gestern im Zeugenstand bestätigte, sei die Versicherungssumme zwei Monate vor dem Brand von 780 auf 936 Millionen Lire vertraglich erhöht worden.

Das Hotel – zur Jahrhundertwende erbaut und zu den erstklassigen zählend – war bereits seit einigen Jahren geschlossen und mit Hypotheken belastet. In den zwei Monaten vor dem Brand haben die Besitzer dann aber noch zahlreiche Möbel aus dem Hotelbestand veräußert, wie mehrere Zeugen gestern vor Gericht bestätigten. Für Staatsanwalt Tarfusser ein weiterer Hinweis dafür, daß die Brandstiftung geplant war.

Nach der Anhörung der verschiedenen Zeugen hat der Gerichtspräsident Carlo Bruccoleri die Verhandlung auf den 21. Jänner vertagt. An diesem Tag sollen dann die beiden Beschuldigten, Helmuth und Anna Angerer, selbst in den Zeugenstand gerufen werden, bevor die Schlußplädoyers von Staatsanwalt Tarfusser und Verteidiger Jürgen Köllensperger folgen.

cu